Klimarekonstruktionen mithilfe historischer Dokumente zeigen, dass das Jahrzehnt 1531-1540 im Durchschnitt die trockensten Sommer aller Jahrzehnte zwischen 1501 und 2015 hatte.

Brázdil et al. hatten dazu verschiedene dokumentarische Quellen aus Mitteleuropa (vor allem Tschechien, aber auch Deutschland, Schweiz, Österreich, Polen, Slowakei, Ungarn und Transsylvanien) ausgewertet, etwa zeitgenössische narrative Tagebücher und Chroniken, systematische Wetteraufzeichnungen (etwa die Militärtagebücher des türkischen Herrschers Suleiman, die u.a. täglich das Wetter beschreiben) und die Buchhaltung von Städten über wetterrelevante Ausgaben (etwa für Erntehelfer). Ergänzt wurden die historischen Daten von verschiedenen Klimarekonstruktionen mithilfe von Proxydaten wie Baumringen sowie Modellen. Der Fachartikel beschreibt für jedes einzelne Jahr die sommerliche Witterung im Detail und zeigt die rekonstruierten Niederschlagskarten für Europa. Demnach waren die Jahre 1532, 1534-1536, 1538 und vor allem 1540 von trockenen Verhältnissen geprägt, die sich etwa als Dürrezeiten, niedriger Flusswasserstand oder das Versiegen von Quellen zeigen. Trotz vieler örtlicher Auswirkungen sind jedoch keine gesellschaftlichen Folgen zu erkennen, die überregional mehrere Gebiete bzw. Länder betreffen; der Grund liegt wohl einerseits darin, dass zwischen den Trockenjahren immer wieder Jahre mit normalen Wettermustern (1531, 1533, 1537 und 1539) lagen, und anderseits darin, dass die damalige Landwirtschaft divers war und verschiedene Pflanzen nutzte, die unterschiedlich reagieren und für die nicht nur der Sommer, sondern insbesondere auch der Frühling bedeutsam waren.

Quelle

  • Brázdil, Rudolf, Petr Dobrovolný, Martin Bauch, Chantal Camenisch, Andrea Kiss, Oldřich Kotyza, Piotr Oliński, und Ladislava Řezníčková. „Central Europe, 1531–1540CE: The Driest Summer Decade of the Past Five Centuries?“ Climate of the Past 16, Nr. 6 (9. November 2020): 2125–51. https://doi.org/10.5194/cp-16-2125-2020.