Die Verbindung zwischen Klimaschäden und gesellschaftlichen Unruhen ist nicht so klar, wie es manchmal erscheint - Vorsicht ist angebracht, raten die Autoren der ersten Studie dieses Monatsrückblicks. Neues gibt es auch zur Rolle der Meeresströmungen im Nordatlantik in der Kleinen Eiszeit und zur Frage, wie sich das Wetter auf die Verbrechensrate auswirkt. Viel Spaß beim Lesen!

Konflikte nach Klimaereignissen: Studien geben verzerrtes Bild

Zur Vorsicht raten Courtland Adams und Co-Autoren bei der Interpretation von Studien, die einen Zusammenhang zwischen Klimaveränderungen wie Dürren und gesellschaftlichen Konflikten wie Kriegen oder Unruhen feststellen. In den letzten Jahren hatten solche Arbeiten teils großes Medienecho hervorgerufen. Doch werden die Ergebnisse dadurch verzerrt, dass vorwiegend Regionen erforscht werden, die leicht zugänglich sind oder an denen aus anderen Gründen Interesse besteht. So wurde die Dürre in Syrien ausgiebig erforscht, ähnliche Dürren im Libanon oder Jordanien, wo es nicht zum Bürgerkrieg kam, dagegen kaum beachtet. Die Autoren belegen anhand einiger statistischer Analysen, dass die untersuchten Regionen keine gute Stichprobe darstellen.

  • Adams, Courtland, Tobias Ide, Jon Barnett, und Adrien Detges. „Sampling Bias in Climate–conflict Research“. Nature Climate Change, 12. Februar 2018. doi:10.1038/s41558-018-0068-2.
  • „Don’t Jump to Conclusions about Climate Change and Civil Conflict“. Nature 554, Nr. 7692 (Februar 2018): 275. doi:10.1038/d41586-018-01875-9.

Abschwächung des Subpolarwirbels in der Kleinen Eiszeit

Eine Abschwächung der Meereszirkulation im Nordatlantik galt seit langem als möglicher Mechanismus der Klimaerscheinungen der Kleinen Eiszeit (etwa 16.-18.Jh). Die Analyse eines Ensembles von Modellrechnungen des letzten Jahrtausends zeigt, dass sich das Strömungssystem nicht generell abschwächte. Doch der Subpolarwirbel, das gegen den Uhrzeigersinn verlaufende Strömungssystem im Europäischen Nordmeer und der Labradorsee, wurde nach einer Häufung von Vulkanausbrüchen am Ende des 16. Jh für etwa zwei Jahrhunderte schwächer. Daher konnte sich das Meereis weiter nach Süden ausbreiten, was im Winter zu stabilen Hochdrucklagen über Skandinavien und kalten, harschen Verhältnissen in Europa führte.

  • Moreno-Chamarro, Eduardo, Davide Zanchettin, Katja Lohmann, Jürg Luterbacher, und Johann H. Jungclaus. „Winter Amplification of the European Little Ice Age Cooling by the Subpolar Gyre“. Scientific Reports 7, Nr. 1 (Dezember 2017): doi:10.1038/s41598-017-07969-0.
  • Moreno-Chamarro, Eduardo, Davide Zanchettin, Katja Lohmann, und Johann H. Jungclaus. „An Abrupt Weakening of the Subpolar Gyre as Trigger of Little Ice Age-Type Episodes“. Climate Dynamics 48, Nr. 3–4 (1. Februar 2017): 727–44. doi:10.1007/s00382-016-3106-7.
  • Kirk, Annette. „Neue Studie: Warum die europäischen Winter während der Kleinen Eiszeit so kalt waren“. idw, 30. August 2017. https://idw-online.de/de/news679961.

Verbrechensrate bei komfortablen Temperaturen am höchsten

Die Korrelation von Verbrechensdaten aus Philadelphia (USA) mit Wetterdaten zeigt, dass die Rate von Gewaltdelikten und Ruhestörung bei angenehmem Wetter (gefühlte Temperaturen um 22-28°C) höher war als bei unangenehmen und der Effekt besonders an warmen Tagen in den sonst kühleren Monaten auftritt.

  • Schinasi, Leah H., und Ghassan B. Hamra. „A Time Series Analysis of Associations between Daily Temperature and Crime Events in Philadelphia, Pennsylvania“. Journal of Urban Health, 7. Juli 2017, 1–9. doi:10.1007/s11524-017-0181-y.

Hinweis

Bitte beachten: Ich habe noch nicht alle diese Artikel sorgfältig gelesen; in diesem Rundblick geht es vor allem um die schnelle Information. Fehler und Unklarheiten bitte ich daher zu entschuldigen und freue mich über entsprechende Hinweise und Kommentare.